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Störungsbilder & Behandlungsmöglichkeiten

Störungen der Stimme („Dysphonie“)

Die Grundlagen der „gesunden Stimme“

Eine „gesunde“ Stimmgebung erfolgt ohne die Produktion von Nebengeräuschen (verursacht durch eine Fehl- bzw. Überspannung der Muskulatur im Bereich des Kehlkopfes und/oder der Atemwege). Der Stimmklang ist dabei in beliebiger Tonhöhe wahlweise kräftig oder leise, tragfähig und resonanzreich, ohne Anstrengungen oder Missempfindungen (Druck- oder Schmerzgefühl) zu verursachen.

Das Gleichgewicht der Stimmfunktion

Der jeweilig vorherrschende Zustand der Stimmfunktion hängt von drei in wechselseitiger Beziehung zueinander stehenden Bereichen ab, deren Beeinträchtigung Auswirkungen auf die stimmliche Leistungsfähigkeit nach sich ziehen können. Das Gleichgewicht der Stimmfunktion hängt somit von den folgenden drei Bereichen ab:

  • von der Beschaffenheit der anatomischen Strukturen
    • Die Form des Kehlkopfes, die Ausprägung des sog. „Vokaltraktes“ (Rachen, Mund- und Nasenhöhle) sowie die Funktionstüchtigkeit des Gehörs und der Atemorgane bestimmen die stimmliche Leistungsfähigkeit. Auch körperliche Faktoren wie die Haltung und Beweglichkeit beeinflussen die Stimme.
  • von situationsgebundenen Faktoren
    • Das sich aus Lebens- und Gesprächssituationen ergebende Zusammenwirken von emotionalen und psychischen Reaktionen wirkt sich - im positiven wie auch negativen Sinne - auf unseren Stimmklang aus. Hierzu ein Beispiel: Stress erhöht die Atemfrequenz und die Körperspannung – als Resultat nimmt auch die Muskelspannung im Kehlkopf zu, was die Stimmlage anhebt.
  • von persönlichen Aspekten
    • Der Charakter, die Imitation stimmlicher Vorbilder sowie die Lebenserfahrung des Einzelnen gestalten ebenfalls dessen stimmliche Merkmale mit. Auch hierzu ein Beispiel: Ein ruhiger, zurückhaltender Mensch wird verhältnismäßig leise und „strukturiert“ sprechen, während eine extrovertierte Person dazu tendiert sich laut und variationsreich zu äußern.
Das Prinzip der Stimmerzeugung

Die Erzeugung der Stimme erfolgt durch die gegeneinander gerichteten Bewegungen der Stimmlippen im Kehlkopf. Im Zuge der Atmung öffnen sich die Stimmlippen und lassen die eingeatmete Luft zur Lunge hindurch; im Falle der Stimmbildung schließen sich die Stimmlippen – es entsteht ein Unterdruck.

Die „gestaute“ Luft presst von unten gegen die (noch) geschlossenen Stimmlippen, die sich nun im Rahmen der Stimmgebung (Absicht der Erzeugung von Lauten zum Zwecke des Sprechens oder des Singens) wieder öffnen und durch den beschleunigten Luftstrom in Schwingungen versetzt werden.

Der menschliche Vokaltrakt (Rachen, Mund- und Nasenhöhle) sowie die zugehörigen Artikulationswerkzeuge (Gaumensegel, Zunge, Lippen) formen nun die Laute zu den uns vertrauten Sprachlauten bzw. Tönen aus, die wir als „Stimme“ wahrnehmen.

Woran erkenne ich, ob mein Kind/Angehöriger von einer Stimmstörung betroffen ist?

Die Stimme Ihres Kindes/Angehörigen ist in ihrer Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit durch eine vorübergehende oder andauernde Erkrankung der organischen Strukturen des Kehlkopfes, des Vokaltraktes oder des Atemapparates eingeschränkt.

Mögliche Grunderkrankungen können u.a. eine Kehlkopfentzündung (sog. „Laryngitis“), eine entzündliche Veränderung der oberen bzw. unteren Atemwege (sog. „Bronchitis“), eine Schädigung der Atemorgane (durch sog. „Asthma“ vernarbtes Lungengewebe) oder eine Beeinträchtigung des Haltungsapparates (z.B. degenerative Wirbelsäulenerkrankung) sein.

Hauptmerkmale/-symptome einer Stimmstörung sind vordringlich Heiserkeit, eine schnelle „Ermüdung“ der Stimme sowie die zum Teil starke Beeinträchtigung der Singstimme (sog. „Dysodie“).

Was sind die Ursachen einer Stimmstörung?

Vereinzelte Faktoren als Ursache einer Stimmstörung treten eher selten auf; häufig handelt es sich um eine Kombination verschiedener Faktoren, die sich gegenseitig beeinflussen. Es erfolgt eine Klassifikation in sog. „organische“ und „funktionelle“ Ursachen:

  • organische (anatomische) Ursachen
    • Verletzungen und Traumata im Bereich des Vokaltraktes
    • entzündliche Prozesse (z.B. sog. „Stimmlippenknötchen“)
    • Lähmungen der Muskulatur/Nerven im Vokaltrakt
    • Tumorbildungen
    • (hormonelle) Entwicklungsstörungen
  • funktionelle (umwelt- und verhaltensbedingte) Ursachen
    • Überbelastung der Stimme (z.B. durch längerfristiges bzw. lautes Sprechen/Schreien)
    • Sprechen während Erkältungsperioden (stimmschädigende Auswirkungen möglich)
    • Fehlgebrauch bzw. Fehlbelastung der Stimme (z.B. Sprechen in zu hohen Tonlagen)
    • Übernahme von ungeeigneten Sprechvorbildern (z.B. Imitation von Personen, die in zu hohen Tonlagen oder zu laut sprechen)
    • stimmschädigendes Verhalten
      • bei Kindern: häufiges Räuspern statt Husten, Kreischen
      • bei Jugendlichen/Erwachsenen: häufiges Räuspern statt Husten, Rauchen, übermäßiger Alkoholgenuss/Alkoholmissbrauch, Drogenkonsum

Die o.g. möglichen Ursachen wirken sich nachteilig auf die Funktion der Stimmlippen aus: Es kommt zu Unregelmäßigkeiten in der Schwingungsfrequenz, was zu einem unvollständigen Schluss der Stimmlippen führt. Um diesen Schluss dennoch zu erreichen, wird ein höherer muskulärer Kraftaufwand erforderlich – das Ergebnis ist eine schnelle Stimmermüdung mit Anzeichen einer Leistungsbeeinträchtigung wie Heiserkeit oder Schmerzen im Hals-Rachen-Bereich.

Welche Symptome kennzeichnen eine Stimmstörung?

Je nach Person und den vorliegenden Beeinträchtigungen kann bzw. können ein oder mehrere der folgenden Symptome auftreten:

  • Heiserkeit
  • Fremdkörper- bzw. „Kloßgefühl“ im Hals-Rachen-Bereich
  • Schmerzen in der Kehlkopfregion
  • Trockenheitsgefühl sowie damit verbundener Hustenreiz, Räusper- und/oder Schluckzwang
  • schnelle Stimmermüdung bis hin zu „Stimmabbrüchen“
  • Einschätzung (seitens des Betroffenen) des Stimmklangs als „heiser, rau, gepresst“ oder alternativ als „verhaucht, leise, tonlos“
  • (Muskel-)Verspannungen im Kopf-, Gesichts-, Hals- und/oder Schulterbereich
  • Beeinträchtigungen der Singstimme
    • Töne können nicht mehr gehalten bzw. erreicht werden
    • kurze und flache Atemführung
    • resonanzarmer Stimmklang
Gibt es verschiedene Stimmstörungen?

Bei der Klassifikation von Stimmstörungen werden 2 Arten von Störungsbildern unterschieden: Die sog. „hyperfunktionellen Stimmstörungen“ und die sog. „hypofunktionellen Stimmstörungen“.

Bei einer hyperfunktionellen Stimmstörung (Fachbezeichnung: „Hyperfunktionelle Dysphonie“) arbeiten die zuständigen Muskeln mit einem Übermaß an Spannung, wodurch die Stimmlippen nicht locker gegeneinander schwingen sondern aufeinander „gepresst“ werden. Die Schwingungen werden unregelmäßig und die Stimmlippen röten sich bzw. bilden unter der Dauerbelastung Schwellungen der Schleimhäute aus. Daraus resultierend klingt die Stimme heiser, rau und gepresst, was die Betroffenen versuchen mit einem höheren Kraftaufwand zu überdecken, um die ursprüngliche Stimmlautstärke wieder zu erreichen – ein negativer Kreislauf beginnt, der u.a. die Vorstufe zur Bildung sog. „Stimmlippenknötchen“ darstellen kann.

Im Falle einer hypofunktionellen Stimmstörung (Fachbezeichnung: „Hypofunktionelle Dysphonie“) bringt die Muskulatur der Betroffenen nicht mehr die notwendige Kraft auf, um die Stimmlippen zu schließen – es entsteht ein „Stimmlippenspalt“, durch den die Luft beim Sprechen unkontrolliert entweicht. Als Folge klingt die Stimme verhaucht, leise und tonlos (heiser).

Kann ich (als Betroffener) etwas tun, um meine Stimme zu schonen bzw. weniger zu belasten?
  • Vermeiden Sie es, gegen Lärm zu sprechen
  • Halten Sie ggf. Perioden mit absoluter Stimmruhe ein
  • Reduzieren Sie stimmschädigende Einflüsse (Stress, Nikotin, Alkohol, schleimhautaustrocknende Medikamente, Drogenkonsum)
  • Im Falle von Trockenheitsgefühlen (zu geringe Schleimproduktion) oder einem Husten- und Schluckzwang (zu hohe Schleimproduktion): Das Trinken von stillem Mineralwasser (ohne Kohlensäure) sowie von warmem Salbeitee kann helfen, die Schleimproduktion anzuregen oder ggf. vorhandenen Schleim verflüssigen, um diesen abschlucken zu können
Was können wir (als Eltern) tun, um die Stimme unseres Kindes zu schonen bzw. unserem Kind zu helfen?
  • Ein gehäuft auftretendes lautes Sprechen bzw. Schreien Ihres Kindes kann ein Anzeichen für ein Mitteilungsbedürfnis sein – hören Sie aufmerksam zu (Blickkontakt) und gehen Sie konkret auf das Gesagte ein.
  • Vermitteln Sie Ihrem Kind ein Gefühl für den Unterschied zwischen „laut“ und „leise“ – demonstrieren Sie an einem Beispiel (z.B. mit Handpuppen oder Rollenspielen) das es nicht nötig ist, stets laut zu sprechen.
  • Zeigen Sie die Wirksamkeit von sprachunterstützender Körpersprache (Gestik, Mimik, Haltung) auf, um mit Hilfe dieser „nicht-sprachlichen“ Mittel auf sich aufmerksam zu machen.
  • Fördern Sie die Hörwahrnehmung Ihres Kindes (z.B. durch Geräusche erkennen, Merkmale wie „laut“ und „leise“ unterscheiden), um die Wahrnehmung für die Eigenschaften der eigenen Stimme sowie fremder Stimmen zu schulen.
  • Schaffen Sie Situationen, die es Ihrem Kind ermöglichen sich (körperlich) „auszupowern“ (z.B. bewegungsreiche Aktivitäten wie das Spielen auf dem Spielplatz, das Ausüben einer Sportart, das gemeinsame Fahrrad fahren etc.) – mitunter kann insbesondere bei Schulkindern die lange Bewegungsarmut (langes Sitzen im Unterricht) dazu führen, dass sich körperliche Energie aufstaut, für die es in der Wohnung nur begrenzte Ausübungsmöglichkeiten gibt, weshalb das „Herauslassen“ dieser potenziellen Energie auch über die kräftige bzw. laute Nutzung der Stimme geschehen kann. Eine bessere Variante ist die Umsetzung dieser Energie in Bewegung, nicht nur für die Stimme sondern auch für den Körper.
Mein/e Sohn/Tochter/Angehöriger zeigt Anzeichen einer Stimmstörung. Muss ich ihn/sie logopädisch behandeln lassen? Was geschieht, wenn ich es nicht tue?

Es bestehen derzeit keine gesetzlichen Verpflichtungen bzw. Vorgaben der Krankenkassen bezüglich der sprachtherapeutischen Behandlung (kindlicher) Stimmstörungen.

Es liegt jedoch in Ihrem eigenen Interesse bzw. dem Interesse Ihres Kindes/Angehörigen, eine logopädische Therapie durchführen zu lassen – nicht nur ist eine Behandlung von Stimmstörungen nach Beendigung des 18. Lebensjahres nicht mehr kostenfrei (Personen sind ab diesem Zeitpunkt „zuzahlungspflichtig“, siehe „Kosten einer logopädischen Therapie“), auch können sich die vorliegenden Symptome verfestigen und weitere Spätfolgen nach sich ziehen.
Neben deutlichen Einschränkungen der Stimmfunktion und des Stimmklangs (z.B. Heiserkeit, Schmerzgefühl etc.) kann es auch zu organischen Schädigungen der Stimmlippen kommen (sog. „Knötchen“).
Insbesondere in Anbetracht von eventuell später erforderlichen operativen Maßnahmen sollte dieser Aspekt bedacht werden, bevor Sie sich gegen eine Behandlung entscheiden.

Wann sollte ich mit meinem Kind/Angehörigen einen Logopäden aufsuchen?

Wenn Ihnen bei Ihrem Kind/Angehörigen eine Störung der Stimme auffällt ist es - generell gesprochen - sinnvoll, eine möglichst zeitnahe logopädische Behandlung anzustreben.

Bereits im Kita- und Vorschulalter können Atem- und Stimmübungen durchgeführt werden, auch Übungen zur Erkennung und bewussten Beeinflussung des Umgangs mit der eigenen Stimme können stattfinden. Eine begleitende Elternberatung und Übungsanleitung ist Teil der logopädischen Behandlung in meiner Praxis. Die Häufigkeit, Dauer und Intensität der Therapie orientiert sich am Ausprägungsgrad der vorliegenden Störung sowie am Alter und der Konzentrationsfähigkeit Ihres Kindes.

Im Jugendlichen- und Erwachsenenalter können gezielte Stimmübungen erfolgen, um die Symptome zu beheben.

Wie behandelt ein Logopäde mein/en Kind/Angehörigen, wenn eine Stimmstörung vorliegt?

In Abhängigkeit von Ursache und Schweregrad der vorliegenden Stimmstörung wird ein patientenorientiertes Behandlungskonzept erstellt; dieses umfasst meist die folgenden 2 Bereiche:

  • funktionelle Übungen
    • Schulung der Selbstwahrnehmung bezüglich der eigenen Stimme bzw. des Umgangs mit der eigenen Stimme
    • gesamtkörperliche Entspannungs- und Haltungsübungen
    • Erarbeitung einer angemessenen Ruhe- und Sprechatmung
    • Verbesserung der Stimmleistung (Tonhaltedauer, Stimmklang, Stimmeinsätze)
    • Verdeutlichung der Aussprache
  • begleitende personelle Maßnahmen
    • Analysieren und Vermeiden stimmschädigenden Verhaltens
    • Beobachtung und Veränderung der eigenen Stimmnutzung
    • Anpassung des Umfeldes bezüglich stimmschädigende Faktoren (Meidung von Einrichtungen, in denen übermäßiger Nikotin- und/oder Alkoholgenuss möglich ist)
Wie kann ich die logopädische Behandlung meines Kindes/Angehörigen unterstützen?

Wenn Sie bzw. Ihr Kind/Angehöriger häusliche Übungen nach der Therapie erhalten empfehle ich diese gemeinsam und in einer ruhigen bzw. störungsarmen Umgebung durchzuführen. Meist benötigen Sie für die Übungen nur ca. 10-15 Minuten Zeit und das gemeinschaftliche Lernen bindet Sie als Eltern indirekt in das Therapiegeschehen ein – so sind auch Sie immer auf dem neuesten Stand und Ihr Kind wird Spaß daran haben, Ihnen etwas Neues zeigen zu können.

Ebenso wichtig ist die Verdeutlichung des Ziels der Übungen: Es ist durchaus sinnvoll, dass auch Sie als Eltern Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter die Bedeutung der Übungen für deren alltägliche Verständlichkeit nahelegen. Es geht nicht darum, für die Therapie bzw. den Therapeuten zu üben, sondern in erster Linie für sich selbst. Ein Beispiel für eine solche Verdeutlichung wäre die Betonung der Bedeutung der Übungen für das ruhige, situationsangemessene Sprechen, um Heiserkeit und „Halsschmerzen“ zu vermeiden.

Schließlich kann es nicht schaden, eine kleine Belohnung für die Erfüllung einer Aufgabe bereitzuhalten; jedoch sollte diese stets in einem angemessenen Umfang erfolgen, damit nicht ausschließlich „für die Belohnung“ geübt wird.

Wichtig ist, dass im Falle des Misslingens einer Übung diese erneut versucht wird; weisen Sie Ihr Kind ggf. darauf hin, wenn ihm ein Fehler bei der Durchführung der Übungen passiert. Achten Sie dabei auf ein „ausgewogenes Maß“: Zu häufig stattfindende Hinweise auf Fehler können demotivierend wirken, während das Fehlen von Hinweisen ebenfalls ungeeignet ist, da Kinder auf eine Rückmeldung der Personen ihres Umfeldes angewiesen sind, um eventuelle Fehler zu bemerken.
Es kann etwas Zeit in Anspruch nehmen, um dieses „Gleichgewicht“ zu finden, allerdings ist es für die Entwicklung Ihres Kindes innerhalb und außerhalb der Therapie von tragender Bedeutung.